Der Adler, der einen Stein für ein Ei hielt, ist endlich Vater geworden

Der Weißkopfseeadler Murphy, der seit vielen Jahren im World Bird Sanctuary in Valley Park, Missouri, lebt, wurde in diesem Frühjahr unerwartet „Vater“ – obwohl er sich zunächst um einen gewöhnlichen Stein kümmerte. Anfang März erlebte der 31-jährige Adler, der aufgrund einer langwierigen Verletzung flugunfähig ist, einen starken saisonalen Hormonschub. Murphy baute ein ordentliches Nest direkt auf dem Boden seiner Voliere und begann, sein „Gelege“ vehement zu bewachen und niemanden an sich heranzulassen. Laut der Leiterin des Schutzgebiets, Dawn Griffard, hatte noch nie ein Vogel ein so starkes Beschützerinstinkt gezeigt.

All diese Hingabe galt jedoch einem Stein, den Murphy fälschlicherweise für ein Ei hielt. Wie Griffard erklärte, kann die Aktivität im Frühling dazu führen, dass Vögel jeden Gegenstand ausbrüten, der einem Ei ähnelt. Mit der Zeit entwickelte der junge Adler eine immer stärkere Bindung zu seinem „Baby“ und wurde sogar aggressiv, was schließlich zu seiner Verlegung in ein separates Gehege führte. Die Mitarbeiter hofften, dass Murphys Instinkte mit dem Ende der Saison nachlassen und er den Stein vergessen würde.

Unterdessen wurde in der Gemeinde Sainte-Geneviève ein Adlerküken gefunden, das nach einem schweren Sturm aus dem Nest gefallen war. Das Küken brauchte dringend einen sicheren Ort. Aufgrund seines ausgeprägten Brutverhaltens beschloss das Reservat, Murphy als Pflegestelle zu nehmen.

Um zu testen, ob er ein lebendes Küken annehmen würde, entfernten die Mitarbeiter den Stein und setzten das Küken in den Käfig neben Murphy. Das Küken zeigte sofort Interesse: Es reagierte auf Murphys Piepsen, verhielt sich nicht aggressiv und beruhigte sich allmählich. Eine Woche später wurde die Barriere entfernt. Beim Füttern behielt Murphy nicht den ganzen Fisch für sich; er zerteilte ihn und fütterte das Küken vorsichtig mit kleinen Stücken. Das Schutzgebiet veröffentlicht regelmäßig Neuigkeiten über das ungewöhnliche Paar in den sozialen Medien. Die Leitung erwägt sogar, den berühmten „Murphy-Stein“ für einen guten Zweck zu versteigern.

Wenn alles gut geht, wird der junge Adler diesen Sommer wieder in die Wildnis entlassen. Laut Griffard wird Murphy das selbst verstehen, wenn seine Rolle beendet ist. In der Zwischenzeit hat er die Möglichkeit, wahre Vaterschaft zu erleben – genau das, wonach er sich so beharrlich sehnte, selbst als er noch einen gewöhnlichen Stein ausbrütete.